Warum jagt mein Hund überhaupt?


Jagen ist ein natürliches Verhalten für Hunde – doch wenn der Rückruf ignoriert wird, der Hund plötzlich verschwindet oder Wild hetzt, wird es gefährlich. Viele Halter stehen vor der Frage: Was tun, wenn der eigene Hund jagt – und wie lässt sich das kontrollieren?


Jagdverhalten ist genetisch verankert, besonders bei bestimmten Rassen (z. B. Jagdhunde, Hütehunde, Terrier). Dabei durchläuft der Hund eine Kette angeborener Verhaltensmuster – das sogenannte Beutefangverhalten:

Orientieren → Fixieren → Anschleichen → Hetzen → Packen → Töten → Tragen → Fressen

Nicht alle Hunde zeigen alle Phasen. Viele jagen z. B. nur hinter Bewegungsreizen (Jogger, Radfahrer, Wild) her, ohne zu beißen – dennoch ist es ernst zu nehmen.


Warum ist Jagdverhalten ein Problem im Alltag?

    • Gefahr für Wildtiere – besonders im Frühling

    • Gefahr für den Hund – z. B. durch Straßen, Zäune oder Jäger

    • Rechtslage – in vielen Bundesländern gilt Leinenpflicht bei Wildkontakt

    • Stress für den Halter – Kontrollverlust, Unsicherheit

Aber: Jagdverhalten lässt sich umlenken, kontrollieren und zuverlässig abbrechen – mit gezieltem Training.


Lösungsansätze: Jagdverhalten verstehen und umlenken

1. Management ist Pflicht!

    • Schleppleine nutzen – kein Freilauf ohne Kontrolle.

    • Reizreiche Gebiete vermeiden oder gezielt trainieren.

    • Wildsichtungen vorher erkennen: Blick für Körpersprache schärfen!

2. Bedürfnisgerecht auslasten

    • Jagdtrieb ist kein „Energieüberschuss“ – aber gezielte Nasenspiele, Futterbeuteljagd, Reizangel-Training oder Mantrailing können ihn positiv kanalisieren.

    • Wichtig: nicht einfach „auspowern“, sondern kontrolliert auslasten.

3. Impulskontrolle & Rückruf trainieren

    • Kontrolliertes Verhalten in Anwesenheit von Reizen ist trainierbar.

    • Frühzeitig eingreifen – vor dem Hetzen!


Trainingsanleitung – In 5 Schritten zum kontrollierten Jagdverhalten

1. Schleppleinentraining

    • 5–10 m lange Schleppleine mit Brustgeschirr

    • Ziel: Verbindlichkeit des Rückrufs herstellen

    • Kein Ziehen, keine plötzlichen Stopps – Leine kontrollieren, nicht „hinterherzerren“

2. Aufmerksamkeitssignal etablieren

    • Z. B. „Schau“, Klicker oder Namensreaktion

    • Belohnung für freiwillige Orientierung → steigern mit Ablenkung

3. Rückruf aufbauen

    • Neues, motivierendes Signal (z. B. „Hierher!“ oder Pfiff)

    • Hund kommt = Jackpot! Futterparty, Spiel oder Beutetausch

    • Immer freundlich rufen, nie für Kommen bestrafen

4. Alternativverhalten aufbauen

    • Futterbeutel suchen oder bringen

    • „Schau-Spiel“: Wild anschauen → Belohnung für nicht lossprinten

    • Reizangel kontrolliert einsetzen – Hund darf jagen auf Signal, aber wird auch gestoppt

5. Reize trainieren statt vermeiden

    • Beginne mit Distanz zu Wild (Kaninchen, Vögel, Rehe auf der Wiese)

    • Belohnung für Orientierung oder ruhiges Verhalten

    • Abstand verringern, sobald Hund ansprechbar bleibt


FAQ – Häufige Fragen zum Jagdverhalten

 

Kann ich meinem Hund das Jagen ganz abgewöhnen?

Nein – aber du kannst lernen, es zu kontrollieren und umzulenken. Die genetische Veranlagung bleibt, aber das Verhalten ist trainierbar.

Mein Hund hört super – bis ein Reh kommt. Was tun?

Dann ist dein Rückruf nicht ausreichend generalisiert oder motivierend. Trainiere in kleinen Schritten mit echten Reizen und arbeite mit Schleppleine, bis du sicher bist.

Was tun, wenn mein Hund Wild hetzt?

Sofort Training zurück auf Anfang: Schleppleine, Management, zuverlässiger Rückruf. Wenn dein Hund einmal Erfolg hatte, wird er schwerer umlenkbar – aber nicht unmöglich.

Hilft Kastration gegen Jagdverhalten?

Nein. Jagdverhalten ist nicht hormonell gesteuert, sondern trieb- und reizbasiert.

Ist mein Hund aggressiv, wenn er jagt?

Nein – Jagdverhalten hat mit Beuteverhalten zu tun, nicht mit Aggression. Trotzdem darf es nicht unkontrolliert passieren.


Fazit

Jagdverhalten ist völlig normal – aber auch trainierbar. Mit Geduld, einem klaren Plan und artgerechter Auslastung kannst du lernen, deinen Hund sicher zu führen – auch in wildreicher Umgebung.

 


Tipp:
In meinem Rückruf- und Jagdkontrolltraining lernst du, wie du deinen Hund sicher durch aufregende Reize führst – ohne Frust oder Zwang.
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